Drei in einem
Dieses Wörterbuch ersetzt über weite Züge das Fremswörterbuch, das ethymologische Wörterbuch und den Rechtschreibduden, bzw. fasst alle drei Spezialgebiete der eben erwähnten Einzelbände zusammen. Vom Preis her ist der Band jedoch erfreulicherweise wesentlich kostengünstiger, als die drei Bände im Einzelkauf! Der einizge Nachteil: Das Werk ist schwer und unhandlich und regt dadurch nicht unbedingt zum Nachschlagen an, wenn man von Hause aus ein Nachschlagemuffel ist. Für Interessierte hingegen ist es eine stete Fundgrube und enttäuscht selten: Ich habe bisher fast alles darin gefunden, was ich nachschlagen wollte.
Orthographisch mangelhaft
Nach nur zwei Jahren wurde das Duden-Universalwörterbuch (DUW) neu aufgelegt. Optisch ist das Buch von seinem Vorgänger kaum zu unterscheiden. Die Entnestung der Stichwörter und der Flattersatz wurden bereits vor zwei Jahren eingeführt, was zu einem vermehrten Platzbedarf führte und die Lesbarkeit verschlechterte. Da aus Political correctness zusätzlich mehr als 5.000 weibliche Formen wie »Bausparerin« und »Vizeadmiralin«, weder orthographisch noch von ihrer Bedeutung her problematisch, aufgenommen wurden, war es unvermeidlich, viele tausend wichtigere Wörter zu streichen.
Neue Einträge wurden kaum aufgenommen - daher nach wie vor 1892 Seiten. Deshalb mußten erneut Wörter getilgt werden. Beispielshalber sei erwähnt, daß unter A, B und C 24 Neueinträgen (abdüsen, abschiffen, Account, After-Work-Party, Antiaging, Antragsgegner, Asset, Audit, Aufbauhilfe, aufbetten, aufbrezeln, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, auschillen, Barcode, Benefit, Bepreisung, Bildungsziel, Blowjob, Blutsaugerin, börsennotiert, Briefaktion, Brokerin, Caipirinha, Cheerleader, Cookie) 14 Streichungen (acherontisch, Aftervasall, Agamet, Antrinket, Audiphon, Bärme, bosselieren, Brittelmaß, Chemigraphie, chevaleresk, Chimborasso, Chinagras, Condylus und Consilium Abeundi) gegenüberstehen. Das letzte Beispiel zeigt übrigens, wie schwierig in solchen Fällen die neue Groß- und Kleinschreibung ist. Man schreibt nicht mehr einfach das erste Wort groß und die folgenden klein (also »Consilium abeundi«), sondern man muß auch bei Fremdwörtern der entlegensten Sprachen die Wortarten der Einzelbestandteile kennen, um im Sinne der Reform korrekt schreiben zu können. Die neuen Stichwörter reichen vom Fachsprachlichen über extrem kurzlebige Wortbildungen hin zu bisher schlicht Vergessenem (wie z. B. dem »Antragsgegner«). Ein kurzer Vergleich zeigt sofort, daß das Nachschlagen bei den nun nicht mehr vorhandenen Lemmata viel wichtiger gewesen wäre. Der Überschuß der Neuaufnahmen gegenüber den Tilgungen wurde im übrigen durch Kürzungen bei Erläuterungen und Beispielen - wie bei »abschinden« - ausgeglichen. Einige weibliche Formen hat man dennoch vergessen, so z. B. die »Antragsgegnerin« oder die »Bantamgewichtlerin«, in Zeiten des Frauenboxens im Gegensatz zu vielen anderen weiblichen Personenbezeichnungen, die sich das DUW ausgedacht hat, sogar belegbar: ?Bantamgewichtlerin Daisy Lang".P>Im Vorwort wird die Neuauflage unter anderem mit den Veränderungen der deutschen Sprache durch die Ereignisse des 11. September und das Zusammenwachsen Europas begründet. Trotzdem bleibt der Benutzer weiterhin im unklaren, ob er nun »Osama bin Laden«, »Usama bin Ladin« bzw. »Al Qaida« oder »El Khaida« (hier ist auch die Aussprache nicht eindeutig) zu schreiben hat. Sind eventuell auch jeweils beide Schreibweisen falsch? Seltsamerweise fehlt auch »Anthrax«, orthographisch keinesfalls trivial. Mit dem Euro geht das DUW nicht besser um. Unter »ankrallen« steht noch immer »30 Mark«. Das »Starter-Kit« bzw. »Starterkit« - und hier wird der Nachschlagebedarf deutlich - wurde nicht aufgenommen, dabei hat die Neuregelung gerade bei englischen Begriffen ein Chaos ohnegleichen hinterlassen.